October 27, 2016
This article was originally published on Royal Fly Fishing’s website. You can read it in English here.
Viele Fliegenfischer aus USA und der restlichen Welt wünschen sich einmal im Leben Cutthroat Forellen zu fangen, deren ursprünglicher Natur-Bestand in keinem US-Bundesstaat besser erhalten ist, als in Wyoming. Diese dort heimische, autochtone “Yellowstone Cutthroat” – auch Goldforelle genannt – lebt im Wind River Country noch total unbelastet von der Zivilisation, in traumhaften, unberührten Flüssen und Bächen.
Ihr Markenzeichen: zwei rot-orange Streifen in Schwertform links und rechts an der weißen Kehle, deshalb auch Cutthroat (Halsabschneider) genannt. Außer dieser endemischen Forelle gibt es dort auch noch Rainbow Trout, Brook Trout (Bachsaibling), Brown Trout (Bachforelle) und den nativen Mountain White Fish (eine Äschenart). Manchmal lassen sich auch Träume irgendwie, irgendwann realisieren! Wir haben uns dazu entschlossen, diesen Fliegenfischer-Traum wahr werden zu lassen. Unser Ziel: Die Bitterroot Ranch in Wyoming am East Fork Wind River.
Dieser US-Bundesstaat liegt im Nordwesten und ist weltweit bekannt durch den berühmten Yellowstone Nationalpark. Wyoming ist 253.348 qkm groß (ca.70 % der Fläche Deutschlands) und in diesem bevölkerungsärmsten Staat der USA leben ca. 570.000 Einwohner. Diese Dimensionen als Europäer im Kopf umzusetzen ist nicht möglich, man muss sie erleben! Bereits die Ausblicke beim Landeanflug Airport Jackson Hole WY auf den Jackson Lake, Teton Nationalpark und den Snake River waren überwältigend. Es war Mitte Juli 2016, wir landeten am Airport Jackson Hole WY. Das reservierte Allradfahrzeug mit viel Platz stand bereit und 20 Minuten später erreichten wir in Jackson Hole (1.901 m Seehöhe) unsere Unterkunft. Es empfiehlt sich sehr, nach dem langen Flug aus Europa, sich dort zunächst eine Nacht auszuschlafen, um dann die gut 2 1/2-stündige Anfahrt zur Bitterroot Ranch frisch anzugehen. Auf dem Highway 191 Richtung Norden, vorbei am und durch den Teton-Nationalpark bis Moran und hier weiter (Hwy.26) über den Togwotee Pass hinauf ins noch höher gelegene Wind River Country nach Dubois (2.117 m hoch) war der erste Schritt. Bei Marlow´s Flyshop bekamen wir die Jahresfischereilizenz zum Preis von $ 104,50, welche berechtigt, überall in ganz Wyoming zum Fischen zu gehen. Für den Yellowstone und die Wind River Indian Reservation der Shoshone ist eine Sonder-Lizenz nötig. Da der Unterschied zwischen den von Marlow angebotenen Fliegenmustern zu den von uns mitgenommenen, selbstgebundenen Kreationen nicht wesentlich war, beschlossen wir, erst einmal unsere “Kunstwerke” auszuprobieren. Danach noch 10 Meilen (16 km) auf dem Hwy. 26 mit Blick auf die zauberhaften Painted Hills und dann links auf die East Fork Rd . Es sind jetzt noch ca. 45 Minuten auf einer Schotterstraße bis zur Bitterroot Ranch auf 2.286 Meter Höhe. Kurz nach dem Einbiegen auf die East Fork Rd. Richtung Norden, bot sich uns ein überwältigender Blick auf die unendlich weite Berglandschaft zu Füßen der Absaroka-Berge, die sich von Nord-West Wyoming bis nach Montana hinauf ziehen. Rechts der Straße windet und mäandert der East Fork Wind River in einem grünen Band von Büschen, Bäumen und Wiesen. Mit jedem Kilometer Richtung Ranch wurde uns mehr bewusst, dass wir hier im Outback sind und die sogenannte “Zivilisation” hinter uns gelassen haben. Eine größere Brücke überquert den Wiggins Fork, der in den East Fork Wind River mündet und eine Kleinere den Baer Creek. Nach einigen Steigungen mit wunderbarer Aussicht geradeaus auf die Kette des Absaroka-Gebirges und rechts auf ansteigende große Bergkuppen aus eisenhaltigem Sandstein in der Wind River Indian Reservation der Shoshoni, eröffnete sich uns der Blick hinunter auf die Bitterroot Ranch, die uns im Grün der Flusslandschaft wie eine Oase in der Wüste erschien. Dann noch ein paar enge Kehren nach unten und die ersten Pferde- bzw. Rinderkoppeln neben dem East Fork Wind River zeigten uns, dass die Ranch nicht mehr weit war. Kurz darauf sehen wir die ersten Cabins und erreichen über die Brücke am Fluss das Mainhouse.
DIE BITTERROOT RANCH
Sie liegt direkt am East Fork Wind River und grenzt im Osten an die über 8000 qkm große Wind River Indian Reservation der Shoshone-Indianer. Im Norden schließt sich der Shoshone National Forest an. Alles Natur pur, in der außer Grizzly-Bär, Moose (Elch), White Tail (Hirschart), Wolf, Bighorn Sheep, Adler, Hase noch viele andere Wildtiere beheimatet sind. Seit ca. 40 Jahren ist die Ranch im Besitz der Familie Fox und Pferdeliebhaber aus der ganzen Welt verbringen hier alljährlich eine oder mehrere Wochen, um Reit-Touren durch diese herrliche Wildnis zu genießen. Die Fliegenfischerei hier ist auch für Amerikaner ein absoluter Geheimtipp und in Europa bisher praktisch unbekannt. Der Rancher Bayard Fox, ein Pferdenarr und zudem begeisterter Fliegenfischer, begleitet seine fliegenfischenden Gäste gerne und mit Leidenschaft sowohl an seine private Strecke des East Fork Wind Rivers, als auch an viele andere herrliche Abschnitte dieses Traumflusses inklusive weiterer Flüsse und Bäche der näheren Umgebung.
Unbeschreiblich, wie sich innerhalb von ein paar Stunden nach Ankunft eine unendliche Ruhe in uns breit machte, wie wir sie bisher noch nirgends verspürt hatten. Mitten in
der Wildnis wird man zu einem Teil der wilden, ungebrochenen Natur und erfüllt von totaler Zufriedenheit. Unsere Blockhütte direkt am Fluss, das Rauschen des klaren Wassers und wunderbares, sehr warmes Wetter (tagsüber 25 – 30°), all das war Grund genug, noch vor dem Abendessen ein paar Stunden zu fischen. Und damit begann das Abenteuer Cutthroat Forelle. Im East Fork Wind River bieten viele Steine und Blöcke den Forellen beste Unterstände. Wir hatten eine Menge unserer selbst gebundenen “Erfolgsfliegen” für bayerische Gewässer dabei, wussten aber nicht was so eine Cuttroat gerne nimmt. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir auch keine Insekten beobachten, um auf die richtige Fliege zu schließen. Der Versuch, eine “Light-Cahill” anzubieten wurde innerhalb einer Minute mit unserer ersten Cutthroat Trout belohnt. Sie bot einen unerwartet kräftigen Drill! Ihre große, gepunktete Schwanzflosse sorgt für enormen Antrieb! Ein wunderschönes Exemplar, dem in kurzer Zeit so viele folgten, dass wir fassungslos waren. Diese Forellenart lebt hier seit hunderttausenden Jahren absolut wild und ist in einer Menge vorhanden, die unvorstellbar ist.
Der East Fork Wind River
Er entspringt im Absaroka-Gebirge und fließt Richtung Süden, wo er dann in der Nähe von Crowheart in den Wind River mündet. Die genaue Länge des Flusses ist durch die
vielen Mäander schwer zu ermitteln, man kann aber von mindestens 50 km ausgehen.
Mit der Fliege am oberen EFWR in der Heimat der Shoshonen
Das Abenteuer fängt bereits bei der Anfahrt mit dem Allrad-Geländewagen an, für die man von der Ranch aus ca. 25 Minuten benötigt. Die anfängliche Schotterstraße wird immer schmäler und es wechseln sich große Löcher mit tiefen Rinnen ab, die konzentriert zu überwinden sind. Am Beginn des Shoshone National Forest stehen eindeutige Hinweisschilder! Eine Begegnung mit einem Grizzly-Bären ist nicht auszuschließen, weshalb man immer eine Kartusche Bären-Pfefferspray griffbereit am Gürtel mitführen sollte. Neben der Fischerei auch das Gelände rundum zu beobachten, gehört einfach dazu. Nachdem der Höhenzug überquert ist, bietet sich ein erster Ausblick auf die grandiose Flusslandschaft.
Der EFWR fließt hier oben ohne großes Gefälle in herrlichen Mäandern durch einen ca. 50 km langen und sehr breiten Talgrund. Kiefernwälder mit vielen abgestorbenen Stämmen säumen die Bergflanken. Hier hat der Borkenkäfer aufgrund der Klimaerwärmung Einzug gehalten und vernichtet seit Jahren einen Teil des Baumbestandes. Büsche und saftiges Gras färben das Gebiet neben dem Fluss in sattes Grün und außer dem Wassergeräusch ist alles still. Farbenprächtige Blumen, wie z.B. die rote Indian Paint-Brush, blühen in den Flussauen. Natur so weit das Auge reicht und am Horizont das Absaroka-Gebirge, das bis zu 4000 m hoch ist. Mit dem Allradfahrzeug kann man noch ca. 2-3 km bis zur letzten Parkmöglichkeit fahren. Hier steht am Beginn des Fuß- und Reitweges ein Hinweisschild. Wanderer werden aufgefordert, mittels einer daneben angebrachten Reinigungsmatte die Schuhsohlen abzubürsten. Das gilt auch bei der Rückkehr. Hunde dürfen nicht mitgenommen werden. Die Ranger ahnden Verstöße mit empfindlichen Strafen. Der schmale Weg führt am Rande des dichten Waldes entlang und nach gut 10 Minuten Wanderung bietet das Gelände einen sehr guten Zugang zum River.
An jeder Fluss-Kurve stehen Buschreihen und die Pools dort sind teilweise bis 2 Meter tief. Logischer Weise sind die Cutthroat Trouts hier auf 2.400 m Höhe nicht besonders groß, aber der Fischbestand ist unbegreiflich hoch. Das Insektenaufkommen trotz der Höhenlage – die man in Europa als Hochgebirgsregion bezeichnen würde – ebenfalls spektakulär, denn die Forellen sind alle gut genährt. Jeder Fisch hat richtig Power und saust nach dem Aushaken sofort wieder in den Pool zurück. Eintags- sowie Köcherfliegenmuster Größe 12 – 14 werden sowohl in Dead-Drift, als auch gezupft oder gezogen heftig attackiert. Nymphen sind absolut überflüssig und Ruten Klasse 3 oder 4 ausreichend. In den Sandflächen neben dem Fluss haben Wölfe, Bären und Moose ihre Fußabdrücke hinterlassen, wobei die Stapfen von einem Moose größer waren, als unsere Handflächen. Wir fischten etliche Kilometer flussaufwärts und fanden am Spätnachmittag problemlos den kleinen Reit-Pfad um durch den Wald zum Wagen zurück zu wandern. Angst hatten wir keine, wachsam waren wir schon. Die Qualität unserer Fotos wurde an diesem Tag leider etwas getrübt. Von einem in ca. 40 Meilen Luftlinie wütenden Wild-Fire blies der Wind viele Rauchschwaden über die Berge, welche die Sonne blutrot färbten.
Fliegenfischer-Glück im Bereich der Ranch
Der nächste Flussabschnitt, beginnend bei einer Felsensteilwand unterhalb der Bitterroot Ranch, aufwärts durch die Ranch und dann weit hinauf bis zu einem engen Canyon, hat Gebirgsbach-Charakter mit vielen wunderbaren Terrassen. Auf einer geschätzten Länge von gut 4 Kilometern schenkte uns diese Strecke den perfekten “Cutthroat-Traum”. Welche Menge dieser herrlichen Forellen vorhanden ist, kann man kaum beschreiben, man muss alles einfach genießen. Einen ganzen Tag lang fühlten wir uns wie im Paradies. Wildes, teilweise steiles Gebirgsfluss-Gelände, urige Steinformationen, Gumpen mit feinen Sandablagerungen, flache Züge, querliegende Baumstämme und alles total unberührt. Die umgestürzten Bäume hatten satte Durchmesser und manchmal wussten wir nicht auf Anhieb, wie wir da durchkommen sollten. Alle diese Trockenfliegen wurden von den Cutthroats problemlos genommen: Auf 2.300 m Höhe fingen wir wunderschöne Exemplare bis über 45 cm, die bei wilden Drills sehr gerne abwärts flüchten. Deshalb ist ein Tippet mit mindestens 0,16 mm erforderlich. Diese Forellen haben über das gesamte Kiefer oben und unten viele kleine Zähne und drehen sich in der Endphase des Drills gerne um die Längsachse. Man muss deshalb nach jedem Fisch das Tippet vor der Fliege auf Beschädigungen kontrollieren. Rehhaar-Fliegen sind zwar höchst fängig, werden aber durch diese Zähne schnell sehr schlank rasiert. Unser Fliegenverschleiß durch diese “Rasur” war bemerkenswert. Ruten Klasse 5 sind empfehlenswert, um diese Kraftpakete auch noch in starker Strömung führen zu können.
Kurz vor dem Canyon, durch den man nicht mehr durchwaten kann, wird das Gelände noch einmal breiter und wuchtiger. Hier angelangt, wollten wir am liebsten gar nicht mehr weggehen. Nach so vielen Erfolgen, den tausend verschiedenen Eindrücken des wilden Geländes und jetzt dieses “Tor” zum Canyon im Blick, saßen wir nur noch dankbar und demütig vor diesem Naturschauspiel. Unser Lunch-Paket – das wir stundenlang vergessen hatten – wurde jetzt zu einem Gaumenschmaus. Obwohl in einem Pool unter uns eine große Cutthroat richtig aktiv war, präsentierten wir ihr keine Fliege mehr, denn alleine das Beobachten dieser eleganten Forelle war ein Genuss!
Irgendwann mussten wir uns vom Fluss lösen und erreichten auf der linken Seite am Canyon einen schmalen Reitpfad, der uns eine gute halbe Stunde am Hang entlang über einige Hügel hinunter zur Ranch leitete. Die Erlebnisse dieses Tages werden uns das ganze Leben begleiten!
Am unteren East Fork Wind River mit Bayard Fox auf Mountain White Fish
Die etwa 30-minütige Fahrt flussabwärts der Bitterroot Ranch bot uns eine Aussicht nach Süden auf das älteste Gebirge der USA, die Schnee bedeckten Wind River Mountains. Diese “Wind River Range” ist mit 4.200 m die höchste Erhebung in Wyoming. Die Weite dieser Landschaften ist überwältigend. Ein herrlich langer Zug vor uns und wir testeten Trockenfliegen. Bayard fischte mit einer kleinen braunen Nymphe. Ein Schrei und seine Rute bog sich wie ein Hulahup-Reifen und dann ging die Post ab. Er hatte den ersten White Fish am Haken. Dieser bot ihm einen heftigen und ausdauernden Drill. Es war ein über 45 cm langes Exemplar mit kleinem Maul, dicker Nase, kräftigem, torpedoartigem Körper und mit Fettflosse, also eine Äschenart! Unsere Trockenfliege nahmen 6 mittlere Cutthroats, erst als auch wir eine Nymphe präsentierten, kam die Begegnung mit diesen “Weissfischen”, deren Kampfstärke die einer Regenbogenforelle weit übertrifft. Etliche Fische wurden leider nicht gehakt, da durch das kleine Maul die Nymphe nicht immer richtig genommen werden konnte. Nach gut 2 Stunden, auf der Heimfahrt, war Bayard sehr zufrieden, denn er hatte 2 große Fische für die Ranch-Küche in der Tasche, die zu einer delikaten Pastete für die Happy Hour zubereitet wurden.
Am Wiggins Fork
Der Wiggins Fork ist ein westlicher Zufluss des East Fork Wind Rivers. Beide entspringen im Absaroka-Gebirge, Nähe Wiggins Peak. Der Wiggins Fork fließt aber in süwestlicher Richtung weiter, bildet einen großen Bogen nach Süden vorbei am Indian Ridge (Bergkamm) und am Black Mountain, fließt hier Richtung Osten und mündet in den East Fork Wind River. Die Länge dürfte mindestens 50 Meilen (80 km) betragen. Er bildet ein sehr breites Flussbett mit Kiesbänken, Auen, Feuchtgebieten und Wäldern. In den kleinen flachen Nebenarmen durch die Auen entwickeln sich unzählige Jungfische. Der Hauptfluss ist geprägt von Rieselstrecken, die alle 50 – 80 m in große Gumpen mit langem Auslauf übergehen.
Bayard zeigte uns eine kurze Zufahrt über einen holperigen Ranchweg zum Wiggins Fork. An einem steilen Ufer angekommen, befand sich unter uns ein tiefer Gumpen mit lang gezogenem Auslauf. Bayard meinte, hier gäbe es große Cutthroat Trouts und wünschte uns viel Glück. Neben dem kleinen Pfad hinunter zum Einstieg wuchsen zwischen kleinen Büschen sogar Kakteen. Wir wateten auf die andere Seite und präsentierten Trockenfliegen. Die Bisse konnten wir gar nicht mehr zählen, aber zu unserer Verwunderung blieb kein einziger Fisch hängen. Was sollte das denn? Wir begannen nach über einer Stunde schon etwas zu zweifeln, wechselten die Fliegen mehrmals, aber immer das Gleiche … Biss für Biss und kein Fisch. Erst eine Nymphe löste später das Rätsel, obwohl auf die erste Attacke ein kurzer, enormer Drill mit Fischverlust folgte. Beim zweiten Anbiss gelang der Fang eines großen White Fish´s und jetzt wurde uns klar, dass offensichtlich ausschließlich diese “Äschen” unsere Fliegen fressen wollten, welche sie in der Strömung durch das kleine Maul nicht richtig “einfangen” konnten. Die Nymphe war sehr erfolgreich und die Drills fantastisch. Später fing Eva weiter oberhalb, in einer schnell fließenden Strecke die allererste Brown Trout (Bachforelle), wieder mit Rehhaar-Fliege. Die Lehrstunde am Wiggins Fork mit White Fish wird uns auch unvergessen bleiben!
Cutthroat Trout, White Fish, Brook Trout und Brown Trout am Wiggins Fork
Einige Tage später begleitete uns Bayard Fox wieder zum Wiggins Fork. Wir fuhren die East Fork Rd runter und nach der Brücke über den Baer Creek rechts die Baer Creek Rd. aufwärts. Nach ca. 5 1/2 Meilen ( knapp 9 km) fragte Bayard, ob unser Wagen auch sicher Allrad-Antrieb hätte, denn wir müssten jetzt einen Ausläufer des Black-Mountain überqueren und hier links den kleinen Weg hochfahren. Er meinte noch, es wäre ein schmaler und schwieriger Weg aber das merkten wir schon auf den ersten hundert Metern. Bis zu diesem Tag hatten wir solche Fahrtwege nur in Filmen von Expeditionen gesehen, jetzt waren wir selbst mittendrin. Steine, Felsen, große Löcher, Steigungen, Gefälle und Schrägfahrten bis 45 Grad Neigung, dieser “Weg” bot alles außer Wasserlöcher, aber unser großer Subaru ließ uns nicht im Stich. Vor der letzten steilen Talabfahrt konnten wir von oben das breite grüne Tal des Wiggins Fork sehen.
Am Ende des abenteuerlichen Weges angekommen, wanderten wir zuerst durch hohes Gras und dann durch einen kleinen Wald, der auch nervende Mücken beheimatete. Hier leben Moose, was die vielen Losungen (Hinterlassenschaften) zeigten. Nicht nur Bär-Spray, sondern auch Mücken-Spray helfen, den Fluss “lebend” zu erreichen. Bayard führte uns sicher durch wegloses Gelände und dann trafen wir plötzlich auf breite Kiesbänke welche der Wiggins Fork teils in mehreren Läufen durchfloss. In den Sandablagerungen am Ufer zeichneten sich große Fußspuren vom Moose ab. Am Hauptlauf des Wiggins Fork präsentierte Bayard in einem Pool eine von Eva´s Fliegen und hatte sofort eine große Cutthroat Trout am Haken. Die Forelle mit ca. 50 cm flüchtete immer wieder und “sägte” durch etliche Richtungswechsel mit ihren vielen Zähnen das Tippet durch. Wieder eine Mahnung für uns, die Vorfachspitze laufend auf Beschädigungen zu kontrollieren. Dann erlebten wir, wie ein dicker White Fish auf Eva´s Trockenfliege aus Mufflon-Haar ging und nicht aushakte. Hier gab es nicht nur Brownies (Bachforellen), sondern auch noch Bachsaiblinge (Brook Trout) und selbstverständlich wunderschöne Cutthroats. Viele Abschnitte im Bereich der Pools und Züge sind aufgrund der Strömung bzw. Tiefe nur schwer oder gar nicht zu queren. Da hilft nur viel Wandern bis zur nächsten Rieselstrecke! Die Fahrt zurück bis zum Baer Creek gestaltete sich wieder sehr “sensationell” und besonders aufregend an den Passagen über Steilhängen.
Da der Wiggins Fork bestimmt 40 Meilen gut befischbar ist, würde sich für Fliegenfischer mit Reiterfahrung ein wesentlich größerer Aktionskreis anbieten, als zu Fuß aus Zeitgründen möglich ist. Die Bitterroot Ranch bietet deshalb auch Fliegenfischer-Ausflüge zu Pferd an und ermöglicht damit, noch mehr und weiter in diese unberührte Wildnis einzutauchen.
Dubois
Der langgezogene Ort am Highway 26 im Freemont County liegt direkt am Wind River auf 2.117 m Seehöhe und ein Besuch am Abend nach einem erlebnisreichen Fischereitag ist ein schöner Abschluss. Nach Dubois ist es nur eine knappe Stunde ab der Bitterroot Ranch. An der Hauptstraße reihen sich in flachen Bauten – teils mit überdachtem Holz-Gehweg – einige kleine Geschäfte, in denen man Verpflegung, Accessoirs, Schmuck, Sättel und Reit-Ausstattung kaufen kann. Im Sommer findet jeden Freitag-Abend ein faszinierendes Rodeo der Einheimischen statt, zu dem sich viele Besucher einfinden. Dieses Original-Rodeo sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Dubois hat auch eine mit vielen Jagd-Trophäen dekorierte Western-Bar, Square-Dance-Abende und ein Bighorn-Sheep Museum. Wie selbstverständlich kommt man mit Einheimischen ins Gespräch, von denen viele das Hobby Fliegenfischen in Wyoming gerne ausüben. Die Wichtigkeit, Natur zu achten und zu schützen, ist allgegenwärtig.
Teton Nationalpark und Jackson Hole
Für einen eindrucksvollen Tagesausflug bietet sich der Teton Nationalpark mit Abstecher nach Jackson Hole an. Von der Bitterroot Ranch sind es nur knapp 2 Stunden bis Moran. Hier ist die Einfahrt in die Teton-Nationalparkstraße. Der ganze Teton Nationalpark ist ein Refugium nur für die Tier- und Pflanzenwelt. Menschen sind hier Gast und sollten sich stets entsprechend der geltenden Bestimmungen verhalten. Die mächtige Gebirgskulisse stets vor Augen besuchten wir zuerst den Jackson Lake aus dem der malerische Snake River entspringt. Letzterer ist enorm breit, so dass Fliegenfischen per Pedes an diesem Traumfluss entlang des Teton-Massivs wegen der spärlichen Parkmöglichkeiten und der dann großen Entfernungen zum Wasser nicht gerade empfehlenswert wäre. Dafür gibt es in Jackson Hole Anbieter für Angel-Touren per Boot. Sehenswert ist auch der romantische Jenny Lake. In gemütlichem Fahrtempo fuhren wir über weite, unberührte Ebenen bis zur Park-Ausfahrt Moose, ganz nahe am Highway 191. Um die vielen Eindrücke vom Teton-Park bei einem Kaffee nachwirken zu lassen, entschlossen wir uns, in das nahe gelegene Jackson Hole zu fahren. Diese Stadt ist wirklich einen Besuch wert. Eine Menge Geschäfte von Mode, Schmuck, Accessoirs, Reitartikel, Western-Hüte, etc. animieren zum Einkauf. Restaurants, Bar´s und Cafe´s erinnern an die Zeit des “Wilden Westens”. Im Winter werden Jackson Hole und der Teton Nationalpark übrigens zu einem Eldorado für Wintersportler.
Der Wind River bei Dubois
Er entspringt in den Rocky Mountains nahe des Togwotee-Passes aus dem Wind River See. Fließt dann entlang des Highways 26 durch Freemont County und weiter bis zur Stadt Riverton in der Wind River Indian Reservation, wendet sich in unzähligen Mäandern nach Norden und mündet beim Ort Shoshoni in die Seenlandschaft des Boysen State Parks. Ab hier heißt er kurioser Weise Buffalo River, der dann in Montana bei Fort Custer am Bighorn nach insgesamt ca. 298 km in den Yellowstone River mündet. Dieser läuft weiter nach Osten und verbindet sich mit dem Missouri. Am Wind River hat man unzählige Möglichkeiten der Fliegenfischerei. Unter anderem im Wind River Canyon, in dem per Boot eines der besten Brown-Trout-Reviere der USA befischt werden kann.
Am Highway 26, entlang der Bergkette der Painted Hills, wurden vom Wyoming Game & Fish Department einige Parkplätze als Einstieg für Fischer mit Schildern ausgewiesen. Dies deshalb, weil man durch die eingezäunten Ranches u. Privatgrundstücke, die nicht betreten werden dürfen, nahe am Fluss nur schwer Zugang finden kann. Der Wind River ist aufgrund von Breite und Tiefe nur bei niedrigem Wasserstand an ganz wenigen Stellen überquerbar. Die Struktur mit vielen – teils sehr massigen – Felsblöcken, großen Gumpen und tiefen langen Zügen unmittelbar an den zerklüfteten Hängen der malerischen Painted Hills , ist überwältigend. Es war uns klar, dass am Wasser in Parkplatznähe ein enormer Befischungsdruck stattfindet, da sich die einheimischen Fischer selten kaum weiter als höchstens 150 m von der vorgegebenen Einstiegsstelle entfernen. Erst als wir mehr als 200 m oberhalb dieser Parkplätze unsere Fliegen präsentierten, kamen die ersten Bisse von Rainbows und Brown Trouts.
Am Parkplatz neben dem Jakeys Fork gab es nur die Möglichkeit, diesen kleinen Bach bis
hinunter zur Mündung in den Wind River durchzuwaten. Das dürften wohl gut 700 m gewesen sein. Auf halber Strecke stand plötzlich nach einer Kurve ein White Tail vor uns im Wasser. Die Hirsch-Dame schlürfte Wasser, stieg aus dem Bach und verschwand in den Büschen. Am Wind River angekommen, waren wir an diesem abgelegenen Fluss-Abschnitt voll beschäftigt mit aktiven Cutthroat Trouts, Rainbows und kleineren Brownies.
Aufgrund der Flussgröße, Flusstiefe und der teils starken Strömung ist der Wind River nicht ganz einfach zu befischen. An vielen Stellen waren weite Würfe nötig, um an interessanten Stellen zu präsentieren. Tagsüber stiegen meist sehr wenige Fische und Fliegen der Größe 12 brachten keinen Anbiss. Beobachtet haben wir aber die vielen großen Terrestrials wie Heuschrecken, Käfer und Ameisen an den Uferzonen. Erst als wir Rehhaar-Sedges, Hopper und Käfer – in den Größen 10, 8 und 6 – gezogen und schlitternd anboten, konnten die Salmoniden nicht widerstehen, und attackierten sie heftig.
Bei der Brücke an der Red Hills Rd. gingen wir flussaufwärts durch mit Büschen bewehrte Uferzonen und konnten einige Brown Trouts und Rainbows landen. Direkt am Ufer überraschten wir eine kleine Wasserschlange, die eine Mühlkoppe im Maul hatte. Wir pirschten uns ran und konnten es nicht fassen, wie sich dieses kleine Schlangenmaul nach und nach über den Kopf des Fisches stülpte und ihn dann komplett durch Muskelbewegungen millimeterweise in den Schlangenkörper würgte. Das Reptil war sich offensichtlich ganz sicher, dass catch&release für Mühlkoppen am Wind River nicht vorgeschrieben ist.
Saison: ganzjährig, aber die Fliegenfischerei wird erst ab Mitte Juni, nach
Ende der Schneeschmelze interessant.
Preise 2016: Lizenzen für alle, die nicht in Wyoming ansässig sind
Tageslizenz $ 26,–
Jahreslizenz $ 104,50
Fischereibestimmungen:
East Fork Wind River, Wiggins Fork und Baer Creek
Die in diesen Flüssen endemisch lebende Cutthroat Trout ist streng geschützt, muss sofort nach dem Drill im Wasser ausgehakt und äußerst schonend zurückgesetzt werden. Nur widerhakenloses Fliegenfischen! Von allen anderen Forellenarten darf man max. 3 Stück pro Tag entnehmen, aber nicht mehr als 1 Fisch über 40 cm! Erlaubt sind Trocken- u. Nassfliegen, Nymphen und Streamer.
Ruten Klasse 4 oder 5, Vorfach mind. 3,00 m, Tippet nicht unter 0,16 mm.
Wind River im Fremont County
Entnahme von 3 Forellen erlaubt, aber nur 1 Fisch größer als 40 cm, Cutthroat Trouts nur 1 Fisch über 30 cm!
Aufgrund der unzähligen Flüsse und Seen, in denen unterschiedliche Vorschriften gelten, werden im Wyoming Fishing Guide: “www.wgfd.wyo.gov/fishing-and-boating” alle zulässigen Arten der Fischerei an Flüssen und Seen genau und ausführlich beschrieben. Dass man dort, wo für einige Spezies Catch&Release gilt, immer widerhakenlos fischt, ist eine Selbstverständlichkeit!
Ruten Klasse 5 und 6, Vorfach mind. 3,00 m, Tippet nicht unter 0,16 mm.
Reflexion
Unser Aufenthalt auf der Bitterroot Ranch, inmitten der Wildnis der Ausläufer des Yellowstone Nationalparks, schenkte uns unendlich viele Glücksmomente, wie wir es nie für möglich gehalten hätten. Alle unsere Erwartungen wurden weit übertroffen! Beim Fliegenfischen in über 2000 m Seehöhe auf native und geschützte Yellowstone Cutthroat Trouts wird die Seele frei von allem Stress und man passt sich dieser unberührten Wildnis an, in welcher Jeder wirklich zu einem Teil der Natur wird.
Die schier unendlichen Weiten dieser Berglandschaft mit ihren spektakulären geologischen Formationen und Farben, eine natürliche Tier- und Pflanzenwelt, riesige Wälder und überwältigend schöne Flussläufe in denen wilde Forellen leben, lässt nicht nur Fliegenfischer richtig demütig werden. Man hält inne, um all das in sich aufzunehmen, was fotografisch nicht machbar wäre.
Im Shoshone National Forest denkt man an die verzweifelten Überlebenskämpfe von Indianerstämmen der Shoshone, Cheyenne sowie Sioux, welche seit Beginn der Einwanderung von den Weißen vertrieben und getötet wurden. Die Kämpfe gingen im 19. Jahrhundert weiter, bis man 1868 für die östlichen Shoshonen die Wind River Indian Reservation einrichtete. Dieses Indianer-Reservat umfasst 8.995 qkm Land- und 9147 qkm Wasserflächen, es ist das siebtgrößte Reservat der USA. Mit welchen Herausforderungen und Gefahren sich tausende Siedler ab 1830 auf dem so genannten “Oregon-Trail” durch das Bergland Wyomings schleppten, wird angesichts dieser grandiosen Landschaften langsam vorstellbar. Der im gesamten “Wilden Westen”
gesuchte Verbrecher Butch Cassidy hatte – wenige Meilen von der Bitterroot Ranch entfernt – in den 1890-er Jahren für ca. 6 Monate ein Versteck gefunden. Dessen Hütte, in einer dunklen Schlucht verborgen, konnte von Bayard Fox erst nach 30 Jahren Suche gefunden werden, obwohl aus lokalen Überlieferungen bekannt war, dass sie dort in der Nähe sein musste.
Wer einmal im Gebiet des Shoshone National Forest Fliegenfischer-Abenteuer erleben darf, wird noch während des Aufenthalts seinen viel zu kurzen Urlaub bedauern. Das ESTA-Visum mit 90 Tagen Aufenthalt möchte man gerne länger ausnutzen!
Wyoming bedeutet ein Eldorado für Fliegenfischer und die Bitterroot Ranch ist der ideale
Ausgangspunkt, um zu Fuß, per Allradfahrzeug oder auch auf dem Rücken eines Pferdes
mehr und mehr von diesem Hochland zu erkunden. Der Rancher Bayard Fox, begann bereits 1971 sich intensiv mit Naturschutz zu befassen. Mit seinen Beobachtungen über Jahrzehnte hinweg unterstützt er Biologen und Geologen bei wissenschaftlichen Arbeiten. Die Schönheit des Landes hat ihn auch zum Schreiben seines Buches “Wind River Country – Hidden Heart of Wyoming” inspiriert. Bayard und sein Sohn Richard sind beide Fliegenfischer. Sie begleiten Flyfishing-Guests an die schönsten Flussabschnitte mit dem Auto und bieten auch mehrtägige Flyfishing-Touren mit dem Pferd an. Bayard lernte während seiner vielen Aufenthalte in Europa, Afrika und Asien mehrere Sprachen und spricht auch heute noch ein sehr gutes Deutsch.
Wer interessiert ist, diese wunderbaren Abenteuer selbst zu erleben, kann sich auch bei uns über alle Details per Email erkundigen. Wir geben gerne Auskunft.
Weitere Informationen über die Bitterroot Ranch: www.bitterrootranch.com
Bitterroot Ranch Dude Ranch Vacations
1489 East Fork Rd,
Dubois, WY 82513 USA
Tel.: +1 800-545-0019
Email: bfox@wyoming.com
Web: www.bitterrootranch.com